DIENSTAG 28 JUNI 2022

Genossenschaft, ja und?

Redistribution
KURZ GEFASST
An der Spitze der Vaudoise steht eine Genossenschaft – eine mittlerweile etablierte Rechtsform. Doch dahinter versteckt sich eine bewegte Geschichte. Der genossenschaftliche Ansatz ist nämlich tief in der Vaudoise verankert und verbindet Solidarität mit Nachhaltigkeit. Blick zurück auf eine zukunftsorientierte Vision.

Im Vorsorge- und Versicherungssektor wurden früher Hilfskassen gegründet, die auf dem Prinzip der Gegenseitigkeit beruhten und ihren zahlenden Mitgliedern eine Fürsorge anboten. Dazu steht im Historischen Lexikon der Schweiz: «Die auf dem Prinzip der Gegenseitigkeit beruhenden Hilfskassen und Unterstützungsfonds stellten vor der Durchsetzung einer wirkl. Sozialpolitik im 20. Jh. eine Form der freiwilligen und kollektiven Vorsorge dar.» In Ermangelung öffentlicher Kassen zur Deckung von Verdienstausfällen bei Krankheit, Unfall, Invalidität oder Arbeitslosigkeit boten sie ihren Mitgliedern gegen Beitragszahlung eine Unterstützung an, wie es bei den Zünften unter dem Ancien Régime der Fall war. Angesichts der oft vagen Politik, die sowohl Gesellschaften als auch deren Mitglieder in Gefahr brachte, widmete sich die öffentliche Hand schliesslich der Frage einer staatlichen Versicherungsanstalt (SUVA), deren Errichtung 1912 vom Volk akzeptiert wurde. «Für die schweiz. Hilfskassen begann damit eine neue Ära: Unter der Kontrolle eines immer mehr an Einfluss gewinnenden Staates wandelten sie sich zu Versicherungsgesellschaften.»

Die Vaudoise – stets an Ihrer Seite

Ein Blick auf die Geschichte und heutige Form der Vaudoise zeigt, dass das Prinzip der gegenseitigen Hilfe am Anfang stand, Auslöser für die Gründung war und – heute wie damals – eigentlicher Dreh- und Angelpunkt ihres Daseins bildet.

Die Vaudoise wurde 1895 in Lausanne als Genossenschaft mit Genossenschaftskapital gegründet. In diesen ersten Jahren trat sie unter dem Namen Association d’assurance mutuelle des entrepreneurs et industriels du canton de Vaud (zu Deutsch etwa «Versicherungsgenossenschaft der Gewerbetreibenden und Industriellen des Kantons Waadt») auf. Im Jahr 1901 wurde sie umbenannt in Assurance Mutuelle Vaudoise (Waadtländische Versicherung auf Gegenseitigkeit). Zwar hat sie 1989 ihre Geschäftstätigkeit als Versicherungsgesellschaft auf die Vaudoise Versicherungen Holding AG übertragen, doch besteht ihre Tätigkeit heute in erster Linie in der Kontrolle der Holding, an der sie Mehrheitsaktionärin ist. Diese Struktur ermöglicht der Vaudoise eine langfristige und unabhängige Entwicklung, ohne dem Druck der Aktionäre ausgesetzt zu sein. Die Vaudoise lebt ihre genossenschaftliche Kultur konkret: Die Gewinnweitergabe kam bereits in den Anfangsjahren zum Zug und wurde 2011 wieder aufgenommen. Für die Jahre 2022/2023 gibt die Vaudoise 36 Millionen Franken an ihre Haftpflicht-/Sachversicherten weiter, und zwar in Form eines Rabatts von 20 % auf die Jahresprämie. In den letzten zehn Jahren wurden so 330 Millionen Franken an die Kundinnen und Kunden der Vaudoise Versicherungen weitergegeben.

Wenn Genossenschaft auf Nachhaltigkeit trifft

Mehr denn je betont die Vaudoise ihre genossenschaftliche Identität und leitet daraus ihre Solidaritätsgrundsätze ab. Davon zeugt die Nachhaltigkeitsstrategie, die 2020 verabschiedet wurde, und die die langfristigen Ziele für ihre Rollen und Verantwortungen in der Gesellschaft festlegt: engagierter Versicherer, verantwortungsvoller Investor, motivierender Arbeitgeber und dem Gemeinwohl verpflichtetes Unternehmen (Corporate Citizen oder auch Unternehmensbürger). In ihrer Funktion als Versicherer und Asset Manager verfolgt sie eine verantwortungsvolle Investitionspolitik und hält sich dabei an die ESG-Kriterien (Umwelt, Soziales und Governance). Als Unternehmensbürger unterstützt sie aktiv gemeinnützige Organisationen und stellt – durch die Kunstkommission oder als Mäzen – das schweizerische Kunst- und Kulturgut in den Vordergrund. Die Vaudoise wurde 2018, 2020 und 2021 von der Westschweizer Zeitschrift Bilan als «Bester Arbeitgeber» ausgezeichnet und wird sich auch künftig weiterentwickeln, getreu ihrem Credo: Gemeinsam glücklich. Im wahrsten Sinne des Wortes.

Ein konkret genossenschaftlicher Ansatz

Mit starkem und solidarischem Engagement zu einer nachhaltigen Schweizer Gesellschaft beitragen? Seit über 125 Jahren leitet dieser Gedanke des «Gemeinsamen» die Vaudoise, ein Gedanke, der sich in der Genossenschaft wiederfindet und der auch Schweizerinnen und Schweizern so wichtig ist. 

Ganz im Sinne ihrer genossenschaftlichen Identität und ihrer Werte «nah», «vertrauenswürdig» und «menschlich» setzt die Vaudoise ihre Nachhaltigkeitsstrategie zuerst innerhalb des Unternehmens um: 2021 wurde sie wiederum von der Westschweizer Zeitschrift Bilan als «Bester Arbeitgeber» in der Kategorie «Versicherungen» ausgezeichnet. Neben den Mitarbeitervorteilen, die ständig verbessert und an die sozioökonomischen Veränderungen angepasst werden (wie die drei Wochen Vaterschaftsurlaub, die Verlängerung des Mutterschaftsurlaubs um zwei Wochen oder die deutlich verbesserte Entlöhnung des Hochschulpraktikums) setzt sich die Vaudoise insbesondere beim «Mentoring» ein, durch das die Generationen im Unternehmen näher zusammengebracht und die menschlichen Kompetenzen der Mitarbeitenden gefördert werden sollen. Aushängeschild ihres  sozialen Engagements sind seit 2015 die Involvere-Tage, an denen sich die Mitarbeitenden an rund 20 Tagen im Jahr für Projekte zur sozialen und beruflichen Wiedereingliederung einsetzen können.
Zudem unterstützt die Vaudoise die lokale Wirtschaft, indem sie sich an solidarischen Projekten beteiligt wie Local Heroes, einer Webplattform für lokale Produzentinnen und Produzenten und Geschäfte, oder indem sie Initiativen lanciert, um in der Covid-Pandemie eine finanzielle oder logistische Unterstützung zu bieten. Dazu gehört beispielsweise DireQt – eine innovative Webplattform, die von QoQa.ch in Zusammenarbeit mit der Vaudoise und der Groupe Mutuel entwickelt wurde und die Schweizer KMU durch Rabattgutscheine finanziell unter die Arme griff. Oder die Spende von mehreren Tausend Masken an das Waadtländer Unispital und an eine Organisation, die im Bereich der häuslichen Pflege tätig ist. Hinzu kommen Erleichterungen für Unternehmen, die bei der Vaudoise versichert sind und die sich aufgrund der Pandemie in einer schwierigen finanziellen Lage befanden.