MITTWOCH 30 MÄRZ 2022

E-Bikes, einen Gang zurückschalten

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KURZ GEFASST
Weite Strecken, rasante Abfahrten: Bevor man sich schon die ganz grossen Velotouren ausmalt, lohnt es sich zuweilen, einen Gang zurückzuschalten und sich die Frage nach dem geeigneten Modell zu stellen. Denn je nach Geschwindigkeit gelten andere Regeln. Wir klären auf.

Sanfte Mobilität steht bei Schweizerinnen und Schweizern gerade hoch im Kurs. Immer mehr steigen vom Auto auf das Velo um (oder lassen zumindest ihr Auto in der Garage). Zur Arbeit, zum Sport oder einfach um den Kopf zu lüften: Das Velo wird immer beliebter. Und dank den neuen Cargo-Velos ist auch der Nachwuchs immer mit dabei. Das klassische Velo mit Muskelantrieb eignet sich für kurze, flache Fahrten. Will man bei längeren und anspruchsvolleren Distanzen nicht völlig verschwitzt ankommen oder ist man vielleicht nicht in absoluter Bestform, bietet sich ein Velo mit Tretunterstützung an. Aktuell explodiert die Nachfrage, und das Angebot ist äusserst vielfältig. Für jeden Geschmack und jedes Terrain findet sich das passende Modell. Allerdings sollte man nicht vergessen, dass je nach Geschwindigkeit des E-Bikes andere gesetzliche Vorschriften gelten.

Zweiräder, zwei Kategorien

Bei E-Bikes unterscheidet man zwei Kategorien: Die «langsamen» Velos (höchstens 500 Watt) mit maximaler Tretunterstützung bis 25 km/h, die daher als Leicht-Motorfahrräder gelten, und die «schnellen» Velos (höchstens 1000 Watt), die bis zu 45 km/h unterstützen und als Motorfahrräder gelten. Für die beiden Kategorien gelten vor dem Gesetz wie auch versicherungstechnisch andere Bedingungen. Mit der erhöhten Nachfrage steigt auch die Zahl der Unfälle. Deshalb ist ein umfassender Versicherungsschutz unerlässlich. 

Die Haftpflicht versichert bis 25 km/h
«Bei langsameren E-Bikes kommt die Privathaftpflichtversicherung für Personen- und Sachschäden an Dritten auf», erklärt Jesùs Pampin, Dienststellenleiter Underwriting Sach bei der Vaudoise. «Wie der übrige Hausrat ist auch das Velo gegen Diebstahl, Wasserschäden und Feuer, kurzum, gegen die üblichen Risiken versichert. Ich rate daher allen Kundinnen und Kunden, ihre E-Bikes in den Hausrat aufzunehmen. So ist alles versichert und man hat alles in einer Police.»

Auch für Eltern hat unser Experte einen wichtigen Hinweis: «Wenn Sie Ihrer Tochter oder Ihrem Sohn Ihr E-Bike ausleihen, bedenken Sie Folgendes: Für Elektrovelos braucht es mindestens den Führerausweis für Motorfahrräder (Mindestalter 14 Jahre). Langsame E-Bikes dürfen erst ab 16 Jahren ohne Führerausweis gefahen werden.»  

Bis zu 45 km/h? Eine Kasko ist Trumpf!
Ein Nummernschild für das brandneue E-Bike und gut ist? «Sie sind versichert gegen Schäden, die Sie Dritten zufügen, und zwar für Sach- als auch Personenschäden. Aber damit hat es sich dann auch», erklärt Michel Micsiz, Dienststellenleiter Underwriting Motorfahrzeuge bei der Vaudoise. «Ich rate Ihnen daher, eine Kasko-Versicherung abzuschliessen, damit Ihr Velo gegen Diebstahl und sonstige Schäden versichert ist (z. B. Vandalismus). Daran denkt man nämlich oft erst dann, wenn der Schaden schon eingetreten ist. Mit der steigenden Anzahl an Velos auf dem Markt nehmen auch die Unfälle zu. Wenn man mehrere Jahre nicht mehr im Sattel war, kann die Geschwindigkeit der E-Bikes durchaus überraschen. Das zeigt sich auch bei den Unfallursachen: Tatsächlich sind viele Unfälle darauf zurückzuführen, dass der Fahrer oder die Fahrerin die Beherrschung über das Velo verloren hat. Ich rate also dringend davon ab, beim Fahren Musik zu hören oder nach dem Genuss von Alkohol auf das Velo zu steigen. »

In fünf Schritten zum Traumvelo

  • Vergleichen lohnt sich: Nehmen Sie sich Zeit, informieren Sie sich gut, vergleichen Sie die Angebote und machen Sie eine Probefahrt. Die Geschwindigkeit einiger E-Bikes kann durchaus überraschen. Ein Sturz bei der ersten Fahrt auf dem Elektrovelo ist keine Seltenheit und kann gerade für ältere Personen schwerwiegend sein. Die Leistung des E-Bikes, die Akkulaufzeit oder die Form des Velos sind deshalb wichtige Punkte, die bei der Wahl berücksichtigt werden sollten.
  • Gut versichert, gut abgesichert: Achten Sie darauf, dass Sie bei Unfall, für Schäden und gegen Diebstahl versichert sind. Diese Angaben finden Sie auf Ihrem Versicherungsvertrag oder Sie kontaktieren Ihre Beraterin oder Ihren Berater, damit Sie wirklich umfassend geschützt sind. Eine kleine Zusammenfassung: Eine Haftpflicht ist für alle E-Bikes obligatorisch (bis 25 km/h = Privathaftpflicht und bis 45 km/h = Motorfahrrad-Vignette). Eine Kasko-Versicherung ist für die sogenannten schnellen Velos empfehlenswert (bis 45 km/h).
  • Das E-Bike ist nicht für jedermann: Kinder unter 13 Jahren dürfen keine E-Bikes fahren. Denken Sie daran, wenn Sie Ihr E-Bike Ihrer Tochter oder Ihrem Sohn ausleihen möchten. Jugendliche zwischen 14 und 16 Jahren müssen über den Führerausweis der Kategorie M oder G verfügen, um ein schnelles E-Bike zu fahren. Denn die schnellen Modelle gelten als Motorfahrrad.
  • Gut ausgerüstet zahlt sich aus: Ein ABS lohnt sich! Einige E-Bikes sind mit ABS (Antiblockiersystem) ausgerüstet – ein deutlicher Vorteil beim Bremsen auf nasser oder rutschiger Fahrbahn.
    Wählen Sie ein E-Bike mit geeigneter Tretunterstützung. Sehen und gesehen werden: Achten Sie auch tagsüber auf gute Sichtbarkeit. Und auch beim E-Bike ist «Helm auf» oberstes Gebot. Musik hören und Velofahren vertragen sich nicht! Im Strassenverkehr brauchen Sie alle Ihre Sinne, auch das Gehör. Und zu guter Letzt: Mit einem guten Schloss sind Sie vor so manchem Langfinger gefeit.
  • Vorausschauend fahren: Für die anderen Verkehrsteilnehmer ist es nicht immer einfach, ein E-Bike von einem klassischen Velo zu unterscheiden und sie unterschätzen die Geschwindigkeit. Seien Sie aufmerksam, fahren Sie vorausschauend und signalisieren Sie deutlich, wenn Sie abbiegen. Los geht's!

 

Aufgepasst – neue Verkehrsregeln! 

Ab dem 1. April 2022 müssen alle E-Bikes Tag und Nacht mit Licht fahren. Ab dem 1. April 2024 müssen schnelle E-Bikes, die neu in Verkehr gesetzt werden, mit einem Geschwindigkeitsmesser ausgestattet sein, damit die Einschränkungen der Tempo-20- und Tempo-30-Zonen eingehalten werden können. Die bereits in Verkehr befindlichen schnellen E-Bikes müssen bis 2027 mit einem Tacho nachgerüstet werden. 

 

«Es ist mir wichtig, gut versichert zu sein.»

Sara wohnt in Bern. Für den Weg zur Arbeit steigt sie gerne auf den Sattel ihres Elektrovelos. Und auch sonst ist sie in der Bundeshauptstadt oder bei Ausflügen in die nähere Umgebung häufig auf dem E-Bike anzutreffen. «Zu meinem 30. Geburtstag habe ich mir einen Stromer ST2 gekauft. Seither nutze ich mein Velo jeden Tag bei Wind und Wetter. Ich habe mich für dieses Modell entschieden aufgrund seiner Robustheit, der Leistung, des Fahrkomforts und seines hervorragenden Rufs, vor allem bei der Akkulaufzeit. Kurzum, ich habe mich für ein E-Bike entschieden, das lange hält.»
Auch bei der Versicherung ist sie überlegt vorgegangen. «Ich war schon immer eine grosse Velofahrerin. Es ist mir wichtig, gut versichert zu sein. Gegen Diebstahl – das ist mir leider schon öfters passiert –, aber auch bei Unfällen und Schäden, die ich anderen zufügen könnte.»
Die junge Unternehmerin liess sich beim Velokauf im Laden beraten und verglich anschliessend die Angebote zu Hause. Bei der Versicherung ging sie ähnlich vor, um die für sie passende Lösung zu finden. «In der Stadt fahre ich Velo und E-Bike, in den Bergen bevorzuge ich ein E-Mountainbike. Meine Familie hat viele teure Velos, deshalb haben wir uns entschlossen, sie bestmöglich zu versichern. Wir verbringen nicht nur in der Freizeit viel Zeit damit, sie sind auch unser tägliches Verkehrsmittel.»