Viele Arbeitnehmende glauben, dass sie im Rentenalter immer noch 60 % bis 80 % ihres bisherigen Einkommens beziehen werden. Das war vor dreissig Jahren in der Tat noch der Fall, doch heute sieht es weniger rosig aus – in der Regel gibt es weniger als 60 %. So nehmen die Umwandlungssätze (mit der die Altersrente aus dem Guthaben der zweiten Säule berechnet wird) immer weiter ab, d. h. es gibt weniger Rente aus der Pensionskasse. Aktuell beträgt dieser Satz noch 6,8 %, doch gemäss Vorhaben der Bundesversammlung könnte er bald auf 6 % gesenkt werden. Und wenn man den überobligatorischen Anteil noch berücksichtigt, dann liegt der durchschnittliche Umwandlungssatz sogar eher bei 5,7 %.
Eine dritte Säule wird immer attraktiver
Um die Einkommensausfälle bei der beruflichen Vorsorge auszugleichen, bietet die
dritte Säule interessante Möglichkeiten – und viele Vorteile! Erstens kann man damit während der gesamten Beitragszeit massiv Steuern sparen. Zweitens hilft sie auch eher konsumfreudigen Leuten beim Sparen. Idealerweise sollte man schon beim Eintritt ins Berufsleben damit beginnen, Beiträge einzahlen und diese Beträge dann schrittweise erhöhen. Wenn man ungefähr 40 Jahre lang den steuerabzugsfähigen Höchstbetrag spart, (2021 und 2022: CHF 6'883.–), steht einem im Alter eine zusätzliche Summe von über CHF 200'000.– zur Verfügung.
«Rente oder Kapital?»
Die Entscheidung Rente oder Kapital für die Auszahlung des Vorsorgeguthabens ist gar nicht so einfach: Ein regelmässiges monatliches Einkommen oder eine grosse Summe für weitere Investitionen? Beide Möglichkeiten sind interessant. Bevor Sie sich für eine Option entscheiden, sollten Sie Ihre individuelle Situation genauer betrachten. Während die Rente als Einkommen besteuert wird, wird Kapital nur einmal versteuert, nämlich bei der Auszahlung, und das zu einem reduzierten Satz. Die Auszahlung kann auch in Raten erfolgen, was steuerlich gesehen noch vorteilhafter ist.
Im Todesfall bleibt das Kapital in der Familie, während bei der Rente die Erben benachteiligt sind. Abgesehen von Sonderfällen ist eine Mischung aus Rente und Kapital meist ein guter Kompromiss: Die Rente sichert langfristig ab, und das Kapital gleicht Inflationseffekte aus.
Massgeschneiderte Lösungen
Bei einer Lohnerhöhung können Sie mit Einkäufen in die 2. Säule Ihr steuerbares Einkommen senken und zahlen dadurch weniger Steuern. Das mag gut klingen, ist aber nicht unbedingt die beste Idee. Je nach Alter oder Leistungen aus der Pensionskasse ist unter Umständen eine dritte Säule vorteilhafter. Doch auch hier gilt, dass jeder Fall ein wenig anders aussieht. Hier ist der Zinssatz für den überobligatorischen Teil entscheidend.
Sie planen, vorzeitig in den Ruhestand zu gehen? Dieser Entscheid wirkt sich natürlich auch auf die Höhe Ihrer Rente aus. In manchen Fällen kann es besser sein, zunächst die Arbeitszeit zu reduzieren und weiterhin Beiträge einzuzahlen. Nur wenn Sie Ihre persönliche Situation gründlich analysieren, erkennen Sie, ob eine vorzeitige Pensionierung für Sie machbar ist. Einkalkulieren müssen Sie dabei auch, dass Sie weiterhin AHV-Beiträge einzahlen müssen.
Damit sich die «Rente» nicht als «Ente» erweist
Das Thema Vorsorge ist komplex. Auch wenn Personen aus Ihrem Bekannten- und Familienkreis gerne Tipps und Ratschläge zur Vorsorge geben, ist es ratsam, sich an eine
«echte» Spezialistin oder einen «echten» Spezialisten zu wenden. Nur Fachpersonen können Ihre persönliche Situation richtig einschätzen und Ihnen optimale Lösungen empfehlen, die zu Ihnen passen und für einen komfortablen Ruhestand sorgen.
Auch ein
Online-Vorsorgerechner kann eine erste Orientierung geben und einige wichtige Fragen klären, z. B. wie viel Steuern Sie bei einem Vorbezug Ihres Kapitals zahlen müssen oder wie viel Steuern Sie bei einem Einkauf in Ihre 2. Säule sparen können.